Aktualisiert am Montag, 18. Juli 2016 16:32 Webmaster

Bericht: Dirk Waidner
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   Dirk Waidner

Wegen Umbauarbeiten in der Halle weichen die KHC-Athleten ins Stadion Salinental aus

BAD KREUZNACH - Es ist ein ungewohnter Anblick im Stadion Salinental. Wo in sommerlicher Hitze sonst alle Sportler in luftigem Outfit trainieren, macht sich eine Gruppe in weißen Anzügen und mit schwarzen Drahtmasken das Leben schwer. Die Fechter des Kreuznacher HC haben notgedrungen ihre Übungseinheiten ins Freie verlegt, da ihre Trainingsstätte im Gymnasium an der Stadtmauer bereits zwei Wochen vor den Sommerferien zwecks Renovierung geschlossen wurde.

Schon das Aufwärmspiel in langen Hosen und Strümpfen bringt die Teilnehmer mächtig ins Schwitzen. Da das Basketballfeld zum neuen Trainingsort erkoren wurde, bietet sich ein Duell auf die Körbe an, das die Fechter zu eher ungewohnten Bewegungsabläufen zwingt. „Wir sind hier alle keine Ballsport- oder Laufspezialisten, sonst wären wir wohl keine Fechter geworden“, gibt Abteilungsleiter Lothar Hartung unumwunden zu, dass sich seine Sportart in einer Nische befindet und hart um neue Mitstreiter kämpfen muss. Wer sich aber darauf einlässt, macht selten noch etwas anderes. „Fechten ist ein sehr intensiver Sport, den kann man nicht nebenbei machen“, erklärt Hartung, das unter den 25 aktiven Fechtern des KHC nur einer noch einen anderen Sport betreibt.

Aufgrund der hohen Komplexität wird die Trainingseinheit auch weitgehend zur technischen Ausbildung genutzt. „Für die nötige Fitness muss jeder zuhause sorgen, hier konzentrieren wir uns auf das Fechterische“, beschreibt Hartung die zwei wöchentlichen Trainingseinheiten, die draußen wie in der Halle über zweieinhalb Stunden gehen. Mit Markus Vogel, Degenspezialist Jörg Miehlke und dem erfahrenen Dieter Kunkler stehen den Sportlern drei Trainer zur Seite. Hartung hilft bei der Ausbildung der Anfänger und auch Timo Heinrich, der mit 25 Jahren älteste Florettfechter des Vereins, leitet manche Übung an. Nach ein paar Dehnübungen werden dann auch schon die Jacken und Masken übergezogen, bevor mit der Waffe in der Hand das Training erst so richtig beginnt. Zuerst geht es um die Beinarbeit – in Verbindung mit Stößübungen werden fechtspezifische Schrittfolgen einstudiert.

„Diese Abläufe sind die Grundlage und müssen automatisiert sein, bevor man sich mit taktischen Dingen auseinandersetzen kann“, erklärt Hartung, dass es beim Training im Freien im Prinzip keinen Unterschied zu dem in der Halle gibt. Einzig die zum Abschluss erfolgenden Partnerübungen laufen im Stadion ein klein wenig anders ab, denn auf die Planche und den Stromanschluss wird verzichtet.

„Der Aufwand hier alles aufzubauen wäre einfach zu groß. Wir machen das dann wie früher: Der Trainer steht daneben und sagt die Treffer an.“ Dafür braucht man ein gutes Auge und viel Erfahrung, so wie Dieter Kunkler, der seit über 60 Jahren im Verein ist. Mit seinen 77 Jahren schöpft er aus einem großen Erfahrungsschatz, den er an seine Schützlinge weitergeben kann. „Es tut mir gut und hält jung mit dem Nachwuchs zusammen zu arbeiten. Ich habe das Ganze ja ein Jahr lang in Koblenz richtig gelernt. Aber heute hat es das Fechten schwer. Es gibt kaum noch Fechtmeister, und die Jugend bei so einer Randsportart zu halten, ist schwierig.“

Kein Ligabetrieb für Mannschaftswettkämpfe

Hartung findet es besonders schwierig, den Leistungsgedanken bei der Jugend zu fördern, weshalb es auch keinen Ligabetrieb für Mannschaftswettkämpfe mehr gibt. Wer sich messen möchte, reist zu Turnieren. Dazu gehört jedoch eine gute Vorbereitung, weshalb der KHC auch in den Sommerferien ein Training im Salinental anbietet. Danach geht es dann aber wieder zurück in die Halle – hoffentlich.

„Vor zwei Jahren haben sich die Umbaumaßnahmen auch deutlich länger hingezogen, als zunächst angesagt. Wir mussten ein ganzes Jahr nach Hargesheim in die ADS ausweichen“, erzählt Hartung, der auch diesmal schon Ärger mit der Stadt hatte: Fünf Kupferbahnen im Wert von je 2500 Euro wurden von den Arbeitern in den Müll entsorgt und konnten gerade noch rechtzeitig gerettet werden. „Wir mussten zu zweit einen ganzen Container ausräumen und haben sie ganz unten gefunden. Am nächsten Tag wären sie weg gewesen.“ An der frischen Luft haben die Fechter nun noch sechs Wochen Zeit, um ihr Gemüt zu kühlen. Auch wenn das unter der Drahtmaske bei knallender Sonne manchmal schwerfällt.


email: Geschaeftsstelle@kreuznacher-hockey-club.de
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